Kaum ist November und es wird empfohlen, daß man das Haus am besten gar nicht mehr verlassen möge, habe ich meinen zweiten Stadtmantel (Schnitt von Crafteln/Stokx) fertig. Antizyklisch nähen kann ich anscheinend. :D
Aber es ist ein Spaßmantel und ein bißchen Spaß können wir ja alle gerade gebrauchen, daher passt es dann irgendwie doch. Spaßmantel zum einen wegen des Musters: den Strickwalk mit dem übergroßen Hahnentrittmuster kaufte ich vor bestimmt sieben oder acht Jahren, weil ich ihn witzig fand. Günstig war der Stoff auch, unter 10 Euro der Meter. Ich hatte noch einen Rest von einem klassischen Wollstoff mit Hahnentritt, der farblich prima dazu passte und schnell war klar, daß aus den beiden Stoffen eine Jacke werden sollte. Nur was für eine Art Jacke war mir nicht so recht klar, deswegen lagen die Stoffe erstmal...bis ich meinen ersten Stadtmantel nähte und gerne noch einen zweiten, kürzeren haben wollte, denn als Walkstoff war er ja quasi prädestiniert für einen Stadtmantel.
Der zweite Grund, warum es ein Spaßmantel ist, ist das Material: die Qualität des Stoffes ist nicht sonderlich gut und ich erwarte nicht, daß der Mantel viele Jahre halten wird. Heute würde ich den Stoff wahrscheinlich nicht mehr kaufen. Der Strickwalk ist nur von einer Seite gewalkt, auf der linken Stoffseite sieht man noch sehr deutlich den Strick. Das ist bei meinem ersten Stadtmantel anders. Der Walk ist auch voluminöser als der von meinem ersten Mantel und ließ sich nicht gut bügeln. Dafür ist er weniger warm und auch weniger formstabil. Die Zusammensetzung ist, soweit ich mich erinnere, Wolle mit Kunstfaser. Also Augen auf beim Stoffkauf: ich denke, gerade bei diesen Walkstoffen lohnt es sich, einen qualitativ hochwertigen Stoff zu kaufen.
Ich habe den Mantel beherzt schon beim Zuschnitt gekürzt. Eigentlich hätte ich gerne eine Knielänge gehabt, letztlich ist er jetzt so lang, wie 2m Stoff eben hergaben. Wegen der Stoffknappheit war eine Musteranpassung auch nur sehr begrenzt möglich. Ich habe es glücklicherweise geschafft, dass das Muster horizontal auf Vorder- und Rückenteilen ungefähr passt. Bei den Taschen habe ich tatsächlich versucht, das Muster etwas anzupassen, aber da diese im schrägen Fadenlauf zugeschnitten werden, sieht es jetzt eher so aus, als würden die Hahnetritte Ringelreihen tanzen... :)
Das Nähen ging weitgehend problemlos, nur bei Schritt 11 hakelte es etwas. Glücklicherweise hatte ich an der Stelle bei meinem ersten Stadtmantel Fotos gemacht, weil ich da ewig rumprobieren musste, bis ich herausgefunden hatte, wie das richtig genäht wird und meine Schwester an der gleichen Stelle Probleme hatte. Damit habe ich es diesmal im zweiten Anlauf hingekriegt. Aber meiner Meinung nach ist an der Stelle ein Fehler in der Anleitung: Statt rechts auf rechts muss meinem Verständnis nach die schmale Kante der Blende rechts (Blende) auf links (Mantel) festgesteppt werden. Abgesehen davon ist die Anleitung aber prima und den Schnitt finde ich sowieso sehr toll. Er sitzt ohne Änderungen super (ich habe übrigens Gr. 2 genäht) und ist wirklich schnell genäht. Zwei Tage finde ich jedenfalls für einen Mantel nicht viel.
So, auch wenn ich hier ganz viel rumgejammert habe, bin ich mit meinem Mantel doch sehr zufrieden und werde ihn im Herbst und Frühjahr gerne tragen. Für den Winter ist so ein Stadtmantel ja leider einfach nicht warm genug.
Außerdem plane ich, da ich jetzt die benötigte Stoffmenge besser einschätzen kann, bei Gelegenheit einen hochwertigen Walkstoff zu kaufen und mir noch einen dritten Stadtmantel zu nähen, diesmal dann in knielang. :) Um den Mantel über einem Kleid zu tragen, ist die Länge jetzt nämlich etwas knapp.
Als nächstes nähe ich jetzt aber erstmal "Homewear". Das passt dann auch viel besser zu diesem Indoor-November. Vorher gucke ich aber noch beim heutigen MeMadeMittwoch, der bestimmt ein November-Lichtblick ist.