19. September 2014

Lohnt sich Selbernähen für Kinder?

Kürzlich haben wir eine sehr geliebte, aber nun leider zu klein gewordene Jacke von meiner Tochter weitergegeben. Selbstgenäht!
Die Jacke (Schnitt "Izzy" von Farbenmix) ist etwa zwei Jahre lang oft getragen worden, sah aber noch ziemlich gut aus.


Wenn Leute in meinem Umfeld mitbekommen, daß ich nähe, ist die erste Reaktion oft so eine Art ungläubiges Staunen: manche staunen, daß ich so etwas kann, die anderen, daß ich so etwas mache.
So viel Arbeit. Für Kinder. Lohnt sich das denn?



Besagte Jacke besteht aus Taslan und Fleece und ist mit diversen Applikationen und reflektierenden Details betüddelt. Der reine Materialwert dürfte vermutlich um die 25 Euro liegen (davon wahrscheinlich etwa ein Drittel für den Reißverschluß...).
Genäht habe ich daran ungefähr eine Woche, immer, wenn ich gerade Zeit hatte. Betrachtet man also die Arbeitsstunden, so hat die Jacke vermutlich einen Wert jenseits von 100 Euro. Hat sich das gelohnt?

Das Nähen hat mir viel Spaß gemacht. Ich war ausgesprochen entzückt über die fertige Jacke. Ich war sehr erfreut, als meine Tochter diese Jacke als Lieblingsjacke erkor. Ich freute mich immer, wenn ich die Jacke gesehen habe. Das ist ziemlich viel Freude.


Die Jacke hat lange gepaßt. Zwei Jahre lang wurde sie außer im Hochsommer und im tiefsten Winter eigentlich ständig getragen. Wir haben also ziemlich viel davon gehabt (und uns lange daran erfreuen können).


Bevor ich sie weitergegeben habe, habe ich noch mal Fotos gemacht und ich war selber erstaunt, wie wenig Gebrauchsspuren nach zwei Jahren intensiver Nutzung zu sehen sind. Eigentlich haben nur der Kunstfilz, den ich für einige Applikationen benutzt habe (Flusen) und der Zipper vom Reißverschluß (Lack abgesplittert) etwas gelitten.



Die neuen Besitzer haben sich auch sehr gefreut über diese Jacke, die so niemand sonst hat. Was wiederum mich noch einmal gefreut hat.
Noch mehr Freude.
Wenn es gut läuft, passt die Jacke der neuen Besitzerin auch wieder zwei Jahre, kann dann vielleicht noch einmal weitergegeben werden...da werden sich möglicherweise noch mehr Leute freuen.


Betrachtet man den Wert dieser Jacke rein monetär: hat sie sich dann wirklich gelohnt?
Zieht man aber die ganz Freude hinzu, die diese eine Jacke gebracht hat, dann finde ich, es hat sich unbedingt gelohnt!


Außerdem habe ich den Eindruck, daß selbst genähte Kinderkleidung nicht nur oft lange mitwächst sondern auch so haltbar ist, daß sie auch tatsächlich so lange getragen werden kann, wie sie passt.
Bei selbstgenähten Sachen habe ich es noch nie erlebt, daß ein Shirt nach der fünften Wäsche löchrig ist, daß an Pullis die Bündchen durchscheuern oder daß sich Säume auflösen, bei gekauften Kindersachen (auch durchaus bei höherpreisigen) schon oft.
Natürlich kriegen auch selbstgenähte Hosen manchmal Löcher. (Dann muß wieder ein Hosenmoster kommen...)
Aber gerade Kleider und Oberteile wachsen meiner Erfahrung nach gut mit und können oft sehr lange getragen werden.

Hier zum Beispiel das Kleid (Schnitt "Lilly" von Farbenmix), das ich meiner Tochter vor zwei Jahren zur Taufe vom kleinen Bruder genäht habe. 
Dieses Jahr hat sie es noch als luftiges Sommerkleid getragen, nächstes Jahr dann vielleicht als Tunika zur schmalen Jeans.


"Taja" (Farbenmix) ist bisher die einzige Bluse, die meine Tochter akzeptiert und wächst auch prima mit. (Wir brauchen mal wieder neue, fällt mir dabei auf!)

Und natürlich das Drachenkleid ("Muriel"von Farbenmix), das absolute Lieblingskleid meiner Tochter!
Nicht von mir genäht, sondern von Sabine Pollehn, das Kleid kam über das große Auktionshaus zu uns. Es hat auch erstaunlich lange gepaßt. Das hätte ich bei dem Schnitt vorher gar nicht gedacht. Leider habe ich nur ein einziges Foto, auf dem meine Tochter das Kleid trägt und das wurde aufgenommen, als sie es das letzte Mal getragen hat. Man sieht also, daß es schon arg kurz ist.


Hier bei den Designbeispielen kann man aber sehen, wie es eigentlich sitzen sollte.
Mittlerweile freut sich ein anderes kleines Mädchen im Saarland über das Kleid... Und ich habe von meiner Tochter den dringenden Auftrag bekommen, dieses Kleid unbedingt noch einmal nachzunähen!

Und das ist auch etwas, was man mit selbst genähter Kinderkleidung leisten kann: Wünsche erfüllen!
Ein Drachenkleid nähen oder einen Fledermaus-Pullover. Lieblingssachen noch einmal nachnähen. Ein blaues Kleid nähen, wenn es gerade nur rosa und graue zu kaufen gibt.
Natürlich gibt es bei uns auch Kaufkleidung. Und meinen Großen kann ich im Moment mit einem Star-Wars-Shirt viel glücklicher machen, als mit allem, was ich selber nähe. Aber wenn sich meine Tochter zum Geburtstag ein Drehkleid wünscht, dann freut es mich, daß ich ihr diesen Wunsch erfüllen kann, unabhängig davon, ob Drehkleider gerade in Mode sind oder nicht.

Lohnt sich nun Selbernähen?
Finaziell gesehen vielleicht nicht immer. Aber wenn man Freude am Selbermachen hat, dann unbedingt!



3. September 2014

Hosenherbst: Septembertreffen

Schwupps, schon ist September und das zweite Hosenherbsttreffen ist fällig. Diesen Monat geht es um die Passform und welche Ansprüche man daran hat.

Mein Problem mit nahezu allen gekauften Hosen ist anscheinend weit verbreitet: wenn die Hose am Popo einigermaßen sitzt, ist sie in der Taille zu weit. Meistens steht sie dann hinten ab, so wie hier:


Zu lang sind mir Kaufhosen auch meistens, aber das läßt sich ja gücklicherweise leicht ändern.

Hier ist eine andere Kaufhose, die ausnahmsweise mal in der Taille wirklich gut sitzt, Dafür ist hier momentan am Hinterteil zu viel Stoff. Ich habe allerdings auch gerade das Problem, daß ich in den Ferien versehentlich 4 kg verloren habe, die ich gerne wieder haben möchte. Wenn ich nämlich mein normales Gewicht habe, dann sitzt die Hose zwar in der Taille immer noch gut, kneift aber im Schritt...


Extra für euch habe ich meine uralte, selbstgenähte Hose aus dem Nähkurs aus dem Vakuum geholt UND sogar gebügelt und ziemlich schlechte Spiegelfotos für euch gemacht:


Wenn ich mich nicht verrechnet habe, ist die von 1991... Seitdem sind meine Ansprüche anscheinend gestiegen oder ich hatte die damalige Mode nicht berücksichtigt. Wie man sieht, sitzt sie in der Taille immer noch gut, an den Oberschenkeln und am Hinterteil ist aber für meinen Geschmack zu viel Stoff. Soweit ich micht erinnere, war diese Hose aber als "Reiterhose" konzipiert...(war wohl damals gerade Mode), der Stoffüberschuß also womöglich Absicht? 
Dafür hat diese Hose vier Abnäher, was vermutlich eine ziemlich gute Methode ist, eine Hose in der Taille anzupassen.



Bisher habe ich bei selbstgenähten Hosen die überschüssige Weite vor allem in der hinteren Mitte weggenommen, aber dadurch verkürzt sich auch die Schrittnaht...

Hier sieht man die Hose vom Kostüm-Sew-Along, bei der genau das passiert ist:


Ich bin mir hier nicht sicher, ob ich die Schrittnaht vertiefen soll (genug Nahtzugabe wäre vorhanden) oder ob ich die hintere Mitte wieder etwas auslassen und die Weite dann an den Abnähern wegnehmen soll.

Ich habe dazu schon in "Die große burda Nähschule" geschaut, die zwar ein umfangreiches Kapitel zum Thema Hosenanpassung bietet, aber in diesem Zusammenhang leider nichts zum Thema Hohlkreuz sagt.
Alternativ könnte ich noch in dem Buch "Schnittkonstruktion in der Mode - Schnittabwandlungen" suchen, das habe ich bisher noch nicht getan. 

Außerdem habe ich noch das Lehrbuch meines Großvaters geerbt (der war Schneidermeister).


Da stehen auch sehr interessante Dinge drin, das bezieht sich zwar alles auf die Herenschneiderei, aber vermutlich ist die Konstruktion und Anpassung einer Damenhose nicht soviel anders. (Ein Klick auf die Bilder macht diese größer!)





Leider fehlt mir Band 2 mit den Abbildungen...ich werde trotzdem mal suchen, ob ich dort nützliche Informationen finde, denn vor der Schnittanpassung habe ich definitiv am meisten Respekt! 
Bei Hosen haben Änderungen ja gerne mal unerwartete Auswirkungen, da muß man wirklich dreidimensional denken. Und dann müssen sie ja nicht nur im Stehen vor dem Spiegel passen, sondern auch in Bewegung...

Ich habe mich entschlossen, zuerst eine Marlene-Hose zu nähen, weil ich die Hoffnung habe, das weite Hosen einfacher anzupassen sind als schmale.


Ich habe beide Schnitte schon kopiert und interessehalber mal übereinander gelegt (Vogue liegt unten, burda oben). 


Interessant finde ich, daß beide Modelle sich von der Schnittführung her sehr ähnlich sind. Ich würde wirklich gerne beide nähen um die Passform vergleichen zu können, ich weiß aber nicht, ob ich das zeitlich schaffen werde. 
Stoffe habe ich schon mal bereitgelegt: ein dunkler Leinenstoff und ein dünner, karierter Stoff, vermutlich ein Mischgewebe mit Wolle.



Ich hoffe, daß ich euch bim nächsten Treffen schon eine Hose zeigen kann. Vielleicht bin ich ja dann auch schon schlauer, was Anpassungsmaßnahmen angeht.

Wer sonst noch beim Hosenherbst mitmacht, könnt ihr hier sehen.

Liebe Meike, vielen Dank für diese tolle Aktion! Die kommt für mich gerade genau zur richtigen Zeit!

31. August 2014

Stoffspielereien - Weben

Weben - ich dachte, wie so viele, sofort an meinen alten Schulwebrahmen, den ich allerdings nicht mehr besitze. Ich habe als Kind gerne damit gewebt, aber aufgrund des kleinen Formates, konnte man irgendwie nie etwas vernünftiges mit den gewebten Stücken anfangen. Ich habe extra für diesen Post die Kiste mit meinen ältesten Stoffen durchsucht, aber es haben sich keine Webstücke von damals erhalten.

Das Thema bietet aber darüber hinaus eine Vielzahl von Möglichkeiten...


Ich habe mich für den Versuch entschieden, einen Loop aus Jerseystreifen zu weben. Ich wollte gerne wissen, ob das wirklich geht, wie ich mir das vorstelle und wie sich das Ergebnis anfasst und beim Tragen verhält. Ich probiere ganz gerne einfach mal etwas aus, um zu gucken, was dabei herauskommt...

Ich habe Schlauchware (in diesem Fall geripptes Bündchen) in 2,5 cm breite Streifen geschnitten und als Kette über eine Stuhllehne gespannt.


Der Jersey für den Schuß war eine dünner Ringeljersey. Mir war wichtig, daß es durchgefärbt ist, damit nicht die helle Rückseite das Webbild stört.
Ich habe ihn in ca 1,5 cm breite Streifen geschnitten und mit Hilfe einer Wäscheklammer durch die Bündchenstreifen gewebt.


Hier sieht man den ersten Versuch, den ich später wieder aufgetrennt habe. Die flachen Jerseystreifen gefielen mir nicht besonders... Später habe ich alle Streifen kräftig gedehnt und mit aufgerollten Streifen gewebt, das war viel besser!

Anfang und Ende der Schuß"fäden" habe ich mit dem Kreuzstich der Nähmaschine festgenäht.


Unmittelbar nach Fertigstellung war ich noch sehr zufrieden mit dem Ergebnis...
(Mir gefällt auch, wie sich das Rippenmuster der Bündchenware in dem Streifenmuster des Jerseys wiederholt.)


Nach einer ersten Anprobe, bei der ich den Loop doppelt um den Hals legte und dabei natürlich auch dehnte, weniger: dadurch rollten sich dann auch die Bündchenstreifen ein- allerdings ungleichmäßig!


Hier sieht man gut, wie verzogen der Loop jetzt ist.




Ich werde ihn trotzdem im Winter probetragen, er ist schön warm und mich interessiert, wie sich die Webung bei Alltagsbelastung verhalten wird. Noch ein Exemplar wird es aber wohl nicht geben- auch wenn man beispielweise mit unterschiedlich breiten Streifen die Wirkung noch verändern könnte.


Noch mehr -und gelungenere- Webprojekte findet ihr hier bei Lucy.
Vielen Dank für das spannende Thema und die Organisation!

19. August 2014

Brot backen...

...kann den ganzen Tag dauern.
Wenn ich dazu keine Lust habe, dann backe ich ein schnelles Buttermilchbrot, und das geht so:


BUTTERMILCHBROT

Zutaten:
500 g Weizenvollkornmehl (mögl. frisch gemahlen*)
500 g Roggenvollkornmehl (mögl. frisch gemahlen*)
4 1/2 TL Salz
1 l Buttermilch
1 EL Rübenkraut
1 Würfel frische Hefe

Zubereitung:
Die trockenen Zutaten mischen. Die Buttermilch mit dem Rübenkraut leicht erwärmen und die Hefe hineinbröckeln. Die Buttermilchmischung zum Mehl geben und in der Küchenmaschine 10 min kneten lassen.
Eine große (oder 2 kleine) Kastenform fetten und mit Haferflocken oder Sesam oder Leinsamen oder ähnlichem ausstreuen. Den Teig hineingeben und an einem warmen Ort (bei mir ist das der kurz angewärmte Backofen) 30 min gehen lassen.
Dann den Backofen auf 200°C einstellen und das Brot 60 min backen. Wer mag kann es noch heiß mit etwas Wasser bepinseln, das gibt einen schönen Glanz.

Schon fertig.
Und LECKER!


*frisch gemahlenes Vollkornmehl schmeckt lecker, älteres Vollkornmehl nicht...

18. August 2014

Hosen-Herbst: Ich bin auch dabei!

Kaum kommt man aus dem Urlaub zurück, da überrascht einen Frau Crafteln mit so einer interessanten Aktion wie dem Hosen-Herbst.



Da ich mir für dieses Jahr eigentlich vorgenommen hatte, den ultimativen Hosenschnitt für mich zu finden und ich in dieser Hinsicht bisher noch so gar nicht weitergekommen bin, kommt mir diese Aktion wie gerufen. Außerdem habe ich großen Respekt vor den -sicher notwendigen- Schnittmusteran-passungen und finde es schön, wenn man sich darüber mit den anderen Mitnähern austauschen kann.

Im August geht es um die folgenden Themen:

Was für eine Hose möchte ich nähen? Welche Hosen habe ich bisher gerne oder ungerne getragen? Was sind meine Ansprüche an eine Hose? Welcher Hosentyp passt zu meinem Körper und zu meinem Leben? Aus welchem Material möchte ich meine Hose nähen? Welche Materialien eigenen sich für welchen Hosenschnitt? Welche Schnittmuster habe ich bereits ausgesucht? Was für ein Schnittmuster suche ich noch?

Ich möchte vor allem eine Hose nähen, die wirklich sitzt!
In der Regel sind mir Kaufhosen meistens mindestens 20 cm zu lang und in der Taille viel zu weit. Selbst wenn ich eine finde, die einigermaßen paßt (was selten genug vorkommt), steht sie wegen meines Hohlkreuzes im Rücken ab... Bisher habe ich mir meistens mit einem Gürtel beholfen, was ich aber ausgesprochen unbequem finde. 
Ich mag gerade geschnittene Hosen und Marlene-Hosen (muß wohl am Namen liegen...). Ich würde mir gerne sowohl eine schmale, als auch eine Marlene-Hose nähen.
An Schnittmustern habe ich die burda-Schnitte 7447 und 8087, würde aber, besonders für die schmale Hose, auch noch mal meine burda-Hefte durchstöbern.




Außerdem habe ich in meinem ersten Nähkurs (damals ging ich noch zur Schule...) eine Gabardine-Hose mit angeschnittenem Bund genäht, die ziemlich gut saß. Ich werde sie in der kommenden Woche mal heraussuchen und wieder anprobieren. Den Schnitt hatte die Kursleiterin (Schneidermeisterin!) damals freihand aufgezeichnet und ich mußte ihn dann unter ihrer Anleitung an meine Maße anpassen. Leider kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, wie ich das gemacht habe... Den Schnitt habe ich aber noch, da läßt sich ja vielleicht mit arbeiten.

Ich freue mich auf das gemeinsame Nähen und hoffe, dabei dem perfekten Hosenschnitt näherzukommen.

Liebe Meike, vielen Dank für die schöne Idee und die Organisation.

Und hier könnt ihr gucken, wer sonst noch mitmacht und was es noch so alles für Hosen-Passform-Probleme gibt...