Die Jacke (Schnitt "Izzy" von Farbenmix) ist etwa zwei Jahre lang oft getragen worden, sah aber noch ziemlich gut aus.
Wenn Leute in meinem Umfeld mitbekommen, daß ich nähe, ist die erste Reaktion oft so eine Art ungläubiges Staunen: manche staunen, daß ich so etwas kann, die anderen, daß ich so etwas mache.
So viel Arbeit. Für Kinder. Lohnt sich das denn?
Besagte Jacke besteht aus Taslan und Fleece und ist mit diversen Applikationen und reflektierenden Details betüddelt. Der reine Materialwert dürfte vermutlich um die 25 Euro liegen (davon wahrscheinlich etwa ein Drittel für den Reißverschluß...).
Genäht habe ich daran ungefähr eine Woche, immer, wenn ich gerade Zeit hatte. Betrachtet man also die Arbeitsstunden, so hat die Jacke vermutlich einen Wert jenseits von 100 Euro. Hat sich das gelohnt?
Das Nähen hat mir viel Spaß gemacht. Ich war ausgesprochen entzückt über die fertige Jacke. Ich war sehr erfreut, als meine Tochter diese Jacke als Lieblingsjacke erkor. Ich freute mich immer, wenn ich die Jacke gesehen habe. Das ist ziemlich viel Freude.
Die Jacke hat lange gepaßt. Zwei Jahre lang wurde sie außer im Hochsommer und im tiefsten Winter eigentlich ständig getragen. Wir haben also ziemlich viel davon gehabt (und uns lange daran erfreuen können).
Bevor ich sie weitergegeben habe, habe ich noch mal Fotos gemacht und ich war selber erstaunt, wie wenig Gebrauchsspuren nach zwei Jahren intensiver Nutzung zu sehen sind. Eigentlich haben nur der Kunstfilz, den ich für einige Applikationen benutzt habe (Flusen) und der Zipper vom Reißverschluß (Lack abgesplittert) etwas gelitten.
Die neuen Besitzer haben sich auch sehr gefreut über diese Jacke, die so niemand sonst hat. Was wiederum mich noch einmal gefreut hat.
Noch mehr Freude.
Wenn es gut läuft, passt die Jacke der neuen Besitzerin auch wieder zwei Jahre, kann dann vielleicht noch einmal weitergegeben werden...da werden sich möglicherweise noch mehr Leute freuen.
Betrachtet man den Wert dieser Jacke rein monetär: hat sie sich dann wirklich gelohnt?
Zieht man aber die ganz Freude hinzu, die diese eine Jacke gebracht hat, dann finde ich, es hat sich unbedingt gelohnt!
Außerdem habe ich den Eindruck, daß selbst genähte Kinderkleidung nicht nur oft lange mitwächst sondern auch so haltbar ist, daß sie auch tatsächlich so lange getragen werden kann, wie sie passt.
Bei selbstgenähten Sachen habe ich es noch nie erlebt, daß ein Shirt nach der fünften Wäsche löchrig ist, daß an Pullis die Bündchen durchscheuern oder daß sich Säume auflösen, bei gekauften Kindersachen (auch durchaus bei höherpreisigen) schon oft.
Natürlich kriegen auch selbstgenähte Hosen manchmal Löcher. (Dann muß wieder ein Hosenmoster kommen...)
Aber gerade Kleider und Oberteile wachsen meiner Erfahrung nach gut mit und können oft sehr lange getragen werden.
Hier zum Beispiel das Kleid (Schnitt "Lilly" von Farbenmix), das ich meiner Tochter vor zwei Jahren zur Taufe vom kleinen Bruder genäht habe.
Dieses Jahr hat sie es noch als luftiges Sommerkleid getragen, nächstes Jahr dann vielleicht als Tunika zur schmalen Jeans.
"Taja" (Farbenmix) ist bisher die einzige Bluse, die meine Tochter akzeptiert und wächst auch prima mit. (Wir brauchen mal wieder neue, fällt mir dabei auf!)
Und natürlich das Drachenkleid ("Muriel"von Farbenmix), das absolute Lieblingskleid meiner Tochter!
Nicht von mir genäht, sondern von Sabine Pollehn, das Kleid kam über das große Auktionshaus zu uns. Es hat auch erstaunlich lange gepaßt. Das hätte ich bei dem Schnitt vorher gar nicht gedacht. Leider habe ich nur ein einziges Foto, auf dem meine Tochter das Kleid trägt und das wurde aufgenommen, als sie es das letzte Mal getragen hat. Man sieht also, daß es schon arg kurz ist.
Hier bei den Designbeispielen kann man aber sehen, wie es eigentlich sitzen sollte.
Mittlerweile freut sich ein anderes kleines Mädchen im Saarland über das Kleid... Und ich habe von meiner Tochter den dringenden Auftrag bekommen, dieses Kleid unbedingt noch einmal nachzunähen!
Und das ist auch etwas, was man mit selbst genähter Kinderkleidung leisten kann: Wünsche erfüllen!
Ein Drachenkleid nähen oder einen Fledermaus-Pullover. Lieblingssachen noch einmal nachnähen. Ein blaues Kleid nähen, wenn es gerade nur rosa und graue zu kaufen gibt.
Natürlich gibt es bei uns auch Kaufkleidung. Und meinen Großen kann ich im Moment mit einem Star-Wars-Shirt viel glücklicher machen, als mit allem, was ich selber nähe. Aber wenn sich meine Tochter zum Geburtstag ein Drehkleid wünscht, dann freut es mich, daß ich ihr diesen Wunsch erfüllen kann, unabhängig davon, ob Drehkleider gerade in Mode sind oder nicht.
Lohnt sich nun Selbernähen?
Finaziell gesehen vielleicht nicht immer. Aber wenn man Freude am Selbermachen hat, dann unbedingt!