Diesmal war das Thema der Stoffspielereien nicht ganz einfach, denn wann ist ein Technik selten?
Ich jedenfalls hatte das Gefühl, wenn ICH die Technik kenne, kann sie ja nicht selten sein.
Eigentlich wollte ich mich daher hier mit dem Stopfen beschäftigen, was nicht wirklich eine seltene Technik ist, aber immerhin eine, die praktisch niemand mehr anwendet. Oder zumindest niemand, den ich kenne.
Dann war ich aber auf der Creativa (die ich wieder bemerkenswert unkreativ fand) und entdeckte dort einen kleinen Schaukasten zum Thema "Nadelbinden". Davon hatte ich noch nie etwas gehört.
Zuhause habe ich mit dem Begriff dann die Suchmaschine gefüttert und siehe da: keine Technik ist so selten, daß es dazu nicht einen
Wikipedia-Eintrag und You-Tube-Videos gäbe...
Nadelbinden ist demnach ein sehr alte Kulturtechnik, der älteste Fund einer nadelgebundenden Textilie stammt aus der Jungsteinzeit. Es war in nahezu allen Kulturen der Welt verbreitet, in Deutschland wurde bis ca 1550 nadelgebunden, die Technik wurde dann anscheinend vom Stricken fast völlig verdrängt.
Ich habe zwei Blogs dazu gefunden und mit Hilfe der dortigen Anleitungen das Nadelbinden einmal ausprobiert. Es wird mit einer Stopfnadel und normaler Strickwolle (ich habe Drops "Nepal" verwendet) ausgeführt. Im Gegensatz zum Stricken kann aber nicht mit einem Knäuel gearbeitet werden, da der komplette Arbeitsfaden immer wieder durch die Arbeit gezogen wird. Es wird daher mit Fäden von 1-2 m Länge gearbeitet, der neue Faden wird
angefilzt.
Es gibt zwei Methoden des Nadelbindens, die "Daumenfesselmethode", mit der man wohl schneller ist und die "Freihandmethode", bei der man die Stiche besser versteht und die daher für Anfänger besser geeignet sein soll.
Ein erster Versuch mit der Daumenfesselmethode nach
dieser Anleitung ging gründlich daneben.
Ich habe es dann doch erstmal nach der Freihandmethode, wie sie
hier beschrieben ist, probiert.
Und damit im dritten Anlauf etwas produziert, was immerhin schon nicht mehr nach einem riesengroßen Knoten aussieht.
Man beginnt mit drei Schlaufen und führt die Nadel unter und über die Fäden, ein bißchen wie beim Weben.
Es gibt verschiedene Stiche, die sich darin unterscheiden, wie die Nadel durch die Fäden geführt wird. Ich habe hier den Korgen-Stich gelernt, dabei wird die Nadel unter die erste Schlinge und über die beiden nächsten geführt, gewendet und dann erst unter und dann über zwei Schlingen geführt.
Wenn man einmal begriffen hat, wie es funktioniert, macht es wirklich Spaß. Wichtig ist, eher locker zu arbeiten.
Man kann die Arbeit zur Runde schließen und so einen Schlauch nadeln.
Das Ergebnis sieht so ähnlich aus, wie gehäkelt oder gestrickt, es kann sich aber nicht aufribbeln. Es ist ziemlich fest, aber trotzdem sowohl längs-, als auch querelastisch. Vorder- und Rückseite sehen beim Nadelbinden annähernd gleich aus.
Man kann auch aus einer
Rosette beginnen und in Runden nadeln, das sieht dann so aus:
Und was mache ich jetzt damit?
Ich habe überlegt, kleine Perlen auf die Rosette zu nähen und eine Brosche daraus zu machen, aber vermutlich würde ich sie doch nicht tragen.
Den Schlauch könnte man als Pulswärmer benutzen, allerdings habe ich dafür auch eher keine Verwendung.
Ich könnte die Rosette an den Schlauch nähen und hätte dann ein Mini-Körbchen...für Stopfnadeln?
Auf jeden Fall finde ich diese Technik sehr interessant und könnte mir gut vorstellen, damit noch mehr auszuprobieren. Vielleicht doch noch ein großes Körbchen? Ich mag, daß man nur Garn und eine Nadel dafür braucht.
Mehr seltene Techniken findet ihr heute bei
Suschna, vielen Dank für das spannende Thema und die Organisation.