29. März 2015

Stoffspielereien: Seltene Techniken

Diesmal war das Thema der Stoffspielereien nicht ganz einfach, denn wann ist ein Technik selten?
Ich jedenfalls hatte das Gefühl, wenn ICH die Technik kenne, kann sie ja nicht selten sein.
Eigentlich wollte ich mich daher hier mit dem Stopfen beschäftigen, was nicht wirklich eine seltene Technik ist, aber immerhin eine, die praktisch niemand mehr anwendet. Oder zumindest niemand, den ich kenne.
Dann war ich aber auf der Creativa (die ich wieder bemerkenswert unkreativ fand) und entdeckte dort einen kleinen Schaukasten zum Thema "Nadelbinden". Davon hatte ich noch nie etwas gehört.
Zuhause habe ich mit dem Begriff dann die Suchmaschine gefüttert und siehe da: keine Technik ist so selten, daß es dazu nicht einen Wikipedia-Eintrag und You-Tube-Videos gäbe...

Nadelbinden ist demnach ein sehr alte Kulturtechnik, der älteste Fund einer nadelgebundenden Textilie stammt aus der Jungsteinzeit. Es war in nahezu allen Kulturen der Welt verbreitet, in Deutschland wurde bis ca 1550 nadelgebunden, die Technik wurde dann anscheinend vom Stricken fast völlig verdrängt.

Ich habe zwei Blogs dazu gefunden und mit Hilfe der dortigen Anleitungen das Nadelbinden einmal ausprobiert. Es wird mit einer Stopfnadel und normaler Strickwolle (ich habe Drops "Nepal" verwendet) ausgeführt. Im Gegensatz zum Stricken kann aber nicht mit einem Knäuel gearbeitet werden, da der komplette Arbeitsfaden immer wieder durch die Arbeit gezogen wird. Es wird daher mit Fäden von 1-2 m Länge gearbeitet, der neue Faden wird angefilzt.
Es gibt zwei Methoden des Nadelbindens, die "Daumenfesselmethode", mit der man wohl schneller ist und die "Freihandmethode", bei der man die Stiche besser versteht und die daher für Anfänger besser geeignet sein soll.
Ein erster Versuch mit der Daumenfesselmethode nach dieser Anleitung ging gründlich daneben.


Ich habe es dann doch erstmal nach der Freihandmethode, wie sie hier beschrieben ist, probiert.
Und damit im dritten Anlauf etwas produziert, was immerhin schon nicht mehr nach einem riesengroßen Knoten aussieht.


Man beginnt mit drei Schlaufen und führt die Nadel unter und über die Fäden, ein bißchen wie beim Weben.


Es gibt verschiedene Stiche, die sich darin unterscheiden, wie die Nadel durch die Fäden geführt wird. Ich habe hier den Korgen-Stich gelernt, dabei wird die Nadel unter die erste Schlinge und über die beiden nächsten geführt,  gewendet und dann erst unter und dann über zwei Schlingen geführt.


Wenn man einmal begriffen hat, wie es funktioniert, macht es wirklich Spaß. Wichtig ist, eher locker zu arbeiten.


Man kann die Arbeit zur Runde schließen und so einen Schlauch nadeln.


Das Ergebnis sieht so ähnlich aus, wie gehäkelt oder gestrickt, es kann sich aber nicht aufribbeln. Es ist ziemlich fest, aber trotzdem sowohl längs-, als auch querelastisch. Vorder- und Rückseite sehen beim Nadelbinden annähernd gleich aus.


Man kann auch aus einer Rosette beginnen und in Runden nadeln, das sieht dann so aus:


Und was mache ich jetzt damit?
Ich habe überlegt, kleine Perlen auf die Rosette zu nähen und eine Brosche daraus zu machen, aber vermutlich würde ich sie doch nicht tragen.


Den Schlauch könnte man als Pulswärmer benutzen, allerdings habe ich dafür auch eher keine Verwendung.


Ich könnte die Rosette an den Schlauch nähen und hätte dann ein Mini-Körbchen...für Stopfnadeln?


Auf jeden Fall finde ich diese Technik sehr interessant und könnte mir gut vorstellen, damit noch mehr auszuprobieren. Vielleicht doch noch ein großes Körbchen? Ich mag, daß man nur Garn und eine Nadel dafür braucht.

Mehr seltene Techniken findet ihr heute bei Suschna, vielen Dank für das spannende Thema und die Organisation.

11. März 2015

MMM - ein kleines Experiment

Ich habe mir einen Maxi-Rock genäht. Mit hohem Bund.
Damit wage ich mich ganz weit raus aus meiner Komfort-Zone, denn sonst enden alle meine Röcke in Kniemitte oder ich trage sowieso gleich Hosen. Aber ich hatte Lust, mal etwas neues auszuprobieren, vielleicht liegt das am Frühling, der jetzt überall einzieht.


Gestern genäht, heute probegetragen und ich fühle mich erstaunlich wohl darin. Nur Treppensteigen ist gewöhnungsbedürftig, denn da muß man ganz ladylike den Rock anheben, sonst besteht Unfallgefahr.
Für den Gang in den Supermarkt habe ich mich heute dann aber doch wieder umgezogen, da war ich noch nicht mutig genug...


Einen Schnitt gibt es nicht wirklich, ich habe einfach an den Bund von Vogue 8717 einen Rock drangebastelt. Gleichzeitig ist es gewissermaßen eine Probe für den Vogue-Schnitt, denn die Hose möchte ich demnächst mal nähen, aber nach den Maßen war ich mir sehr unsicher, welche Größe am passendsten wäre. Ich habe den Bund in Gr. 12 zugeschnitten, was mir eigentlich zu klein hätte sein müssen, allerdings war er mir dann doch gute 6 cm zu weit! Durch die vielen Abnäher und zugenähten Falten läßt er sich allerdings sehr gut anpassen.
Die Falte in der vorderen Mitte ist im Schnitt eigentlich nicht vorgesehen, aber ich fand sie für den Rock ganz passend (und prima geeignet, ein paar Zentimeter überflüssige Weite darin unterzubringen).


Der Stoff ist ein dunkelblaues Baumwoll-Viskose-Gemisch und fällt daher sehr gut. Der Rock ist ungefüttert, ich wollte mir für ein Experiment nicht zuviel Arbeit machen. Für den Taillenbeleg habe ich einen Baumwollstoff mit Vögelchen verwendet, ich mag solche Details.


Heute habe ich den Rock mit Bluse darüber getragen.
Aber auch Bluse im Bund wäre möglich


oder doch besser mit Ringelshirt?


Vielleicht ergeben sich im Sommer noch andere Kombinationsmöglichkeiten, da läßt sich bestimmt noch ein bißchen experimentieren.

Experimentelles und Bewährtes, auf jeden Fall aber Selbstgemachtes, findet ihr drüben beim MMM.


4. März 2015

MMM- antizyklisches Nähen

Wenn es nach dem Wetter ginge, müßte ich jetzt noch dicke Wintersachen produzieren. Bei uns ist es heute nämlich wieder richtig fies kalt!
Ich will aber nicht mehr Winter haben, ich will jetzt Frühling! Sieht man vielleicht auch, an meiner heutigen Kleidung: ein luftiges Blüschen aus hauchdünner Baumwolle. Frühlingsblau und frisch genäht, denn es ist mein Februar-Beitrag für Constanzes 12-Tops-Challenge.


Was den Schnitt angeht, so betreibe ich auch damit antizyklisches Nähen: jetzt, wo alle Welt damit längst durch ist, nähe ich meine erste Mamina. Ich bin ein trödeliger Lemming!
Zum Schnittmuster muß ich wohl nicht mehr viel sagen, es ist ja wohlbekannt.


Ich habe sämtliche Bindebänder weggelassen, weil Bindebänder nicht so meins sind. Dafür habe ich nach der ersten Anprobe im Rücken zwei Abnäher hinzugefügt und so die Weite auf Taillenhöhe um 8 cm reduziert.


Falls es ein zweites Exemplar geben wird, denke ich darüber nach, das Rückenteil nicht im Bruch zuzuschneiden und die Weite über die Teilungsnaht zu reduzieren. Das sähe vermutlich etwas weniger gestümpert aus... Ratsam wäre dann auch, die Kräuselung etwas sorgfältiger zu arbeiten. Nun ja. Glücklicherweise verschluckt das Stoffmuster hier (fast) alle Schlampereien und die Bluse ist trotzdem sehr tragbar.


Wenn auch heute etwas wenig wärmend, daher kommt gleich doch wieder die dicke Strickjacke darüber.
Ob noch Winterkleidung oder doch schon Frühling oder beides zusammen: beim heutigen MMM gibt es alles!

22. Februar 2015

Stoffspielereien: Chenille

Zum Thema "Chenille" fiel mir spontan nur Chenillestoff ein (den ich nicht mag) und diese Chenille-Technik, die mir auch nicht gefiel.
Der Wikipedia-Eintrag zum Thema brachte mir dann die Erkenntnis, daß ich schon einmal unwissentlich mit Chenillegarn gearbeitet hatte: vor gut 10 Jahren hatte ich auf endlosen wochenendlichen Bahnfahrten einen frühlingsgrünen kuscheligen Schal gestrickt (einfach kraus rechts).


Der lapidare Satz im Wikipedia-Eintrag, daß im 18. Jahrhundert Chenillegarn vor allem als Stickgarn benutzt wurde, brachte mich dann auf die Idee, genau das einmal auszuprobieren. Die Stickerei mit dem flauschigen Chenillegarn auf einem glatten Stoff müßte einen schönen 3D-Effekt geben.

Hier sieht man gut, wie das Chenillegarn aufgebaut ist.

Ich investierte einen ganzen Euro und erwarb bei ebay eine Sammlung von Chenillegarnresten in verschiedenen Brauntönen, wollweiß und flaschengrün. Dann entschied ich mich, daraus Frühlingszweige auf einen kleingemusterten, jeansartigen Stoff zu sticken und daraus einen schlichten A-förmigen Rock zu nähen. Und nach nur wenigen Hindernissen (keine Zeit, kopierter Rockschnitt verschwunden, Rockschnittmuster auch verschwunden, zuwenig Stoff, um den Rock im Bruch zuschneiden zu können, Sticknadeln verschwunden...) reifte die Erkenntnis, daß ich mal wieder dringend aufräumen muß konnte es dann auch losgehen.


Ich sticke also völlig unprofessionell und ohne Vorlage oder spezielle Stickstiche Weidenzweige, nebst Weidenkätzchen auf das vordere Rockviertel. Geplant sind 2 Zweige, etwa doppelt so lang wie das Stück, das ich schon geschafft habe.


Dank des dicken Garns kommt man schnell vorwärts. Der 3D-Effekt kommt gut heraus, ungefähr so hatte ich mir das auch vorgestellt. Das ringelige der Zweige würde eher für Kirsche, als für Weide sprechen, aber vermutlich sind nur die Wenigsten botanisch so bewandert, daß ihnen das auffallen wird...


Ein unerwartetes Problem ist, daß sich nach wenigen Stichen an der Stelle, an der der Faden im Nadelöhr ist, sich der Chenilleteil vom Garn trennt und sich zu "Klümpchen" zusammenballt. Da hilft dann nur, den Faden abzuschneiden und neu einzufädeln. Vermutlich wäre ein etwas groberer Stoff wie Leinen für diese Art der Stickerei besser geeignet gewesen.


Ich behelfe mir jetzt damit, etwa alle zwei Stiche die Nadel auf dem Faden einen halben Zentimeter weiterzuschieben...

Dafür hatte ich beim gestrigen Sticken auf dem Sofa dann doch noch eine Idee für die eingangs erwähnte Chenilletechnik:


Frühlingkissen, die wie ein Ausschnitt, aus einer großen Korbblüte aussehen, die farbige Mitte mit einer Chenilleraupe umrahmt.
Ich werde versuchen, das nächste Woche umzusetzten, ich will jetzt unbedingt solche Kissen haben!

Bei Griselda von Machwerke gibt es die Linksammlung zu den anderen Teilnehmern. Ich verrate schon mal soviel: mit Chenilletechnik kann man doch ganz wunderbare Sachen machen!


6. Februar 2015

Zwölf-Tops-Challenge: Januar

Constanze von Santa Lucia Patterns hat sich die 12-Tops-Challenge gegen die grassierende Oberteilschwäche ausgedacht: Jeden Monat wird ein Oberteil genäht und gezeigt.

An Oberteilschwäche leide ich zwar nicht direkt (eher an der "Pläne-verwirklichen-Schwäche"), aber nachdem ich im vergangenen Jahr meinen Kleiderschrank sehr gründlich aussortiert habe, kann ich neue Oberteile gut gebrauchen. Und so ein kleiner Schubs, die dann auch zu nähen, hilft mir oft sehr!
Insbesondere habe ich Bedarf an Oberteilen, die sich zu Röcken kombinieren lassen. Denn damit die Proportionen stimmig sind, müssen diese Oberteile bei mir kürzer sein, als, das, was ich sonst zur Hose trage. Auch Strickjacken in rocktauglicher Länge könnte ich gut gebrauchen, hier fehlt es mir aber noch an Ideen.

Den Januar habe ich gleich mal genutzt, um zwei Ufos fertigzustellen: das Birgitte Basic-Tee von Maria Denmark.


Da ich laut Maßtabelle mal wieder zwischen zwei Größen liege, habe ich das Shirt testweise erst in S (hell) und dann in M (dunkel) genäht. Beide Shirts sind aus Viskosejersey, das nächste wird definitiv aus Baumwolljersey, den trage ich nämlich lieber.
Ich finde, das größere Shirt sitzt an den Schultern etwas besser, vielleicht schneide ich das nächste dann oben in M und unten in S zu.

Das Schnittmuster bietet verschiedene Ausschnittlösungen und Ärmellängen. Bei dem hellen Shirt habe ich mich für die 3/4 langen Ärmel entschieden...nun ja, das sieht jetzt sehr nach Hochwasserärmeln aus. Anscheinend habe ich kurze Arme!


Für das dunkle Shirt habe ich die Länge dann einfach gekürzt, aber leider nicht daran gedacht, die Ärmel unten etwas schmaler zu machen. Um die Weite etwas zu bändigen, habe ich hier noch schmale Bündchen angesetzt. Der Effekt gefällt mir eigentlich ganz gut.

Genialer Ärmelzuschnitt, oder?

Das Birgitte Basic Tee könnte ein guter Basis-Schnitt für mich werden, da werde ich dran bleiben. Dann vielleicht auch kürzer und zum Rock passend.
Ich möchte aber auf jeden Fall auch noch das Lydia-Shirt ausprobieren.
Ansonsten steht auch noch Frau Emma und Fanö auf meiner Liste, sowie Mamina und, wenn es dann endlich wieder wärmer wird, das Mariposa Tee. Da ist dann das halbe Jahr ja schon rum, für die andere Hälfte fällt mir bestimmt auch noch etwas ein.
Hier habe ich jedenfalls schon wieder einige Inspirationen gesammelt.
Vielen Dank an Constanze für die schöne Idee und die Organisation!